Apples iCloud Email-Push in Deutschland durch Motorola verboten worden

Nachdem Apple bereits vor einigen Wochen aufgrund einer Klage von Motorola Mobility gezwungen war kurzfristig die Email-Push Unterstützung für iCloud-Nutzer aus Deutschland zu sperren (welches noch am gleichen Tag durch eine höhere Instanz aufgehoben wurde), hat Motorola nun erneut vor Gericht eine Sperre der Funktion erwirken können. In einem Supportdokument nimmt Apple nun erstmals öffentlich Stellung zu der Sperre und zeigt den Nutzern eine alternative Möglichkeit zum Email-Empfang. Apple erwähnt in diesem Dokument ebenfalls, dass man bereits Berufung eingelegt hat und das betroffene Patent von Motorola für ungültig hält.

Die Sperre betrifft ausschließlich den  Push-Email-Service von MobileMe und iCloud, sofern man sich innerhalb der Grenzen Deutschlands befindet. Der Push-E-Mail-Service auf Desktop- und Laptop-Computer sowie Microsoft ActiveSync (Microsoft Exchange) und Dienste anderer Anbieter sind von der Sperre nicht betroffen.

Unabhängig was man von dem Patent an sich hält stellen sich mir doch ein paar Fragen. Mit IMAP IDLE / IMAP ENHANCED IDLE existieren zum Beispiel im Rahmen des IMAP-Protokolls zwei Funktionen, die praktisch den gleichen Zweck verfolgen: ein Status-Update an einen Mailclient unverzüglich nach dem Eingang einer neuen Nachricht zu melden. Der Mailclient kann selbstverständlich auch auf einem kabellosen Endgerät installiert sein (z.B. Smartphone). Speziell ältere Smartphones haben das Protokoll regelmäßig unterstützt. Das Protokoll ist im RFC 2177 definiert und existiert seit Juni 1997. Das von Motorola angeführte Patent wurde am 17.06.1998, also ein starkes Jahr später, veröffentlicht. Eine weitere Frage ist, warum man als Besitzer eines solches Patents erst heute gegen Apple vorgeht, auch wenn viele Mail-Programme (auch für mobile Endgeräte) IMAP IDLE und Microsoft ActiveSync unterstützen.

Aber im Endeffekt zeigt es meiner Meinung nach nur auf, dass das aktuelle Patentrecht auch in Europa dringend reformbedürftig ist und der Patent-Krieg  zwischen den Smartphone-Anbietern einfach nur noch eine Lachnummer ist. Kein Smartphone-Anbieter, auch nicht Apple, hat sich hier mit Ruhm bekleckert. Im Endeffekt ist immer öfters der Käufer selber von diesen Grabenkämpfen betroffen.

Aber zurück zum Support-Dokument. Die offizielle Alternative von Apple für den E‑Mail-Push hat leider durchaus negative Auswirkungen. Ein Punkt ist, dass eingehende E‑Mails nicht mehr direkt gemeldet werden, sondern nur noch alle xx Minuten. Einige berichten auch, dass sich die Akku-Laufzeit verschlechtert hat. Einerseits gibt es natürlich die Möglichkeit zum Beispiel ein Exchange-Server-Postfach zu mieten. Neben den überwiegend kostenpflichtigen Exchange-Anbietern bietet zum Beispiel auch Googles kostenloser Email-Dienst eine Push-Unterstützung.

Es gibt allerdings auch einen Weg über den man (zumindest zur Zeit) auch weiterhin eingehende Emails bei seinem iCloud/MobileMe Postfach per Push-Nachricht gemeldet bekommt. Hierzu muss man auf seinem iPhone/iPad das E‑Mail Postfach manuell als IMAP-Konto anlegen. Die hierfür notwendigen Daten stellt Apple in einem weiteren Supportdokument zur Verfügung. Eine ausführliche Anleitung zum einrichten des iCloud E‑Mail Kontos via IMAP hat auch bereits Anfang Februar das iFun.de-Blog veröffentlicht. Laut meinen Tests funktioniert dieser Umweg zumindest zur Zeit noch problemlos.

Noch ein kleiner Hinweis in diesem Zusammenhang. Wer sein eigenes IMAP-Konto mit IMAP-IDLE Unterstützung anlegt muss auf Push-Nachrichten noch verzichten, da der iOS-Mailclient die IDLE-Unterstützung anscheinend auf wenige Email-Anbieter beschränkt. Allerdings finden sich im iTunes AppStore einige alternative E‑Mail Clients die eine IMAP-IDLE-Unterstützung anbieten.

Aus Sicht eines Anwenders kann man im Endeffekt nur hoffen, dass zumindest dieses Patentverfahren schnell geklärt wird.